Oft liege ich wach und denke an dich, mein Herz. Wo du jetzt wohl bist? Ja, das frage ich mich. Denn du bist nicht mehr hier, nicht mehr bei mir. Nicht mehr sichtbar oder greifbar. Einfach fort.
Und das zu verstehen, ist mir nicht möglich. Macht mich traurig. Macht mir Angst. Denn ich weiß, das Leben ist endlich. Und dass das so ist, ist unausweichlich. Irgendwie auch unbegreiflich…
Doch dann dreh ich mich um. Wechsel die Ansicht, die Sicht auf alles und auch auf dich. Du, mein Herz, warst hier. Und auf den ersten Blick würde ich sagen: knapp 6 Jahre sind zu kurz. Doch ich wende den Blick, ich denke zurück. Denke an dich.
Du kamst mit schwerem Gepäck. Doch wir hatten auch viel Glück. Glück, dass sie es nicht merkten. Denn viele müssen allein wegen der Diagnose schon sterben. Glück, dass wir beide uns dann trafen. Jeder für den anderen irgendwie Schicksal und auch Hafen.
Ich weiß, die Prognose war mächtig, unaussprechlich, machte dich zerbrechlich. Zumindest für mich. Doch niemals für dich.
Und so hast du alles gegeben, hast gekämpft um dein Leben. Hast getanzt und gelacht, hast uns glücklich gemacht.
Du hast die Diagnose einfach ignoriert. Die Prognose manipuliert. Niemals vor ihr kapituliert. Und sie weit übertroffen – um 2 Jahre, 9 Monate und etwas mehr als 2 Wochen.
Dass es dich gab, war ein Wunder. Das ist mir jetzt klar. Und so gebe ich mein Bestes, weniger zu betrauern was fort ist und mehr zu bestaunen was war. Denn dass du überhaupt da warst, war nicht selbstverständlich. War nicht zu erwarten. Ganz und gar nicht.
Jetzt zu sagen, dass deshalb alles gut ist, wär meine größte Lüge, wird niemals wahr. Und so werde ich dich auch weiterhin schmerzlich vermissen – jeden Tag, jede Woche, jeden Monat, jedes Jahr.
Doch noch etwas mehr bin ich dankbar. Dankbar, dass es dich gab, dass ich dich traf, dass ich dich hab.
Für immer in meinem Herzen.