Hier ist er nun – mein erster Blog-Artikel auf dieser Website. Und obwohl ich in meinem Leben bereits so einige Artikel geschrieben habe, ist jeder ‚erste‘ Artikel doch immer wieder ein Anfang und damit etwas Spezielles. Gut, wie beginne ich also am besten? Wenn ihr schon ein wenig auf meiner Homepage gestöbert habt, um etwas über mich zu erfahren, dann wisst ihr zwar schon Einiges, aber natürlich noch längst nicht alles. Und wenn ihr tatsächlich gerade erst hier rein gestolpert seid, dann passt eine etwas ausführlichere Vorstellung meinerseits als erster Beitrag natürlich umso besser…
Na dann mal los! Ach halt… macht es euch vorher bitte bequem, denn kurz und knapp ist leider nicht unbedingt meine Stärke.
Nun aber…:
Was bisher nur das Impressum verrät, ist mein Name. Also… ich bin Sophie. Ich lebe mit meinem Mann (Baujahr ’85), unserer Tochter (Baujahr ’14) und unserem Labrador-Rüden (Baujahr ’09) in Berlin. Wir wohnen seit Dezember 2014 direkt im Köpenicker Stadtforst in einem Einfamilienhaus. Wir haben jede Menge Platz auf 3 Etagen und auch einen ziemlich großen Garten. Wenn wir das Tor hinter’m Haus öffnen, stehen wir direkt im Wald. Wenn wir den Waldweg ca. 8 Minuten rechts herunter laufen, landen wir quasi im Kleinen Müggelsee. Und wenn uns der mal zu klein ist, gehen wir den Waldweg ca. 10 Minuten halb links hinunter und stehen am Großen Müggelsee. Ja, so leben wir… Noch!
Nun mag der ein oder andere von euch vielleicht denken ‚Halt, stop! Wie jetzt? Noch…?‘. Ja, noch… denn wir haben vor wenigen Monaten entschieden, unser Haus wieder zu verkaufen. Sicher fragt ihr euch jetzt, warum. Um das zu erklären, muss ich zunächst ein wenig weiter ausholen.
Unsere Geschichte begann 2012. Ich war gerade erst mit meinem Labbi-Welpen nach Abschluss meines Psychologie-Studiums in meine Heimatstadt Berlin zurück gekehrt. Meinen jetzigen Mann lernte ich eher zufällig (oder doch schicksalhaft?) kennen, da unsere Hunde Halbbrüder waren. Wir trafen uns ein paar Mal rein freundschaftlich, um unsere Hunde zu ‚verkumpeln‘ – doch wie das immer so ist: ‚Life is what happens to you while you’re busy making other plans‘.
Und so drehten die Beiden den Spieß kurzerhand um und verkuppelten uns. So wurde aus zwei Mensch-Hund-Teams eine kleine Patchwork-Familie. Ja, und dann ging alles ziemlich schnell. Im Mai 2013 war ich bereits (geplant!) schwanger, im Januar 2014 kam unsere Tochter zuhause im Geburtspool zur Welt, im Dezember 2014 kauften und bezogen wir unser Haus im Wald, im September 2015 verlobten wir uns semi-spontan in Paris und im Oktober letzten Jahres heirateten wir im kleinen Kreis auf der Selliner Seebrücke auf Rügen. Nach diesem Meilensteine-Marathon dachte ich eigentlich, dass zumindest für die nächsten paar Jahre erst einmal etwas mehr Ruhe einkehren würde. Aber gut… wieder einmal sollte John Lennon recht behalten.
Bereits eine ganze Weile hatten mein Mann und ich unabhängig von einander (und verheimlicht vor einander) ein unwohles Gefühl unserem Haus gegenüber. Ja, wir hatten es uns so sehr gewünscht. Als wir die Möglichkeit dazu bekamen, hatten wir es uns in unserer Vorstellung so perfekt ausgemalt und waren sicher, dass es genau das ist, was wir uns für unsere kleine Familie erträumen.
Doch die Vorstellung von etwas kann nie 100%ig die Realität widerspiegeln. Wie etwas ist, wie es sich wirklich und wahrhaftig für uns anfühlt, ob es wirklich und wahrhaftig zu uns passt, können wir immer erst wissen, wenn wir es auch wirklich und wahrhaftig (er)leben. Und so mussten wir uns nach knapp 2,5 Jahren also eingestehen, dass diese Idee von Familienleben für uns persönlich leider doch nicht stimmig ist. Natürlich sind die Freiheiten, die ein eigenes Haus mit sich bringt, eine tolle Sache. Allerdings mussten wir feststellen, dass das Verlangen nach Freiheit, das wir spürten und von dem wir dachten, es mit einem Eigenheim stillen zu können, sich in Wirklichkeit überhaupt gar nicht auf ein Eigenheim bezog.
Im Gegenteil: durch den Kauf des Hauses fühlten wir uns nach und nach eher irgendwie gefesselt anstatt frei. Denn so schön wie ein eigenes Haus auf der einen Seite auch ist, es bringt auf der anderen Seite auch so einige Verpflichtungen und vor allem natürlich eine starke räumliche Bindung mit sich. Besonders diese räumliche Bindung passt mittlerweile so gar nicht mehr zu unseren Vorstellungen vom Leben. Wir wollen wieder frei(er) sein. Wir wollen zumindest die Möglichkeit haben, uns vielleicht auch mal für einen anderen Lebensmittelpunkt entscheiden zu können. Aber ja, all das mussten wir uns tatsächlich erst einmal selbst eingestehen, bevor wir uns diese Gedanken auch gegenseitig gestehen konnten.
Ich kann natürlich nur aus meiner Sicht berichten, und für mich war es wirklich unfassbar schwierig. Ich bin in einem Einfamilienhaus mit großem Garten aufgewachsen. In meiner Vorstellung gab es keine andere mögliche Version von Familienleben als diese. Wenn ich bei Freunden in der Wohnung war, fühlte ich mich irgendwie immer eingeengt. Für mich war ein Eigenheim all die letzten Jahre lang also tatsächlich das ‚Endziel‘ in der Familienplanung. Und nun hatte ich dieses ‚Endziel‘ erreicht und musste feststellen, dass die wahrhaftige Umsetzung nicht mit meiner Vorstellung davon mithalten konnte.
Ich kann euch verraten, man kommt sich in diesem Moment schon ziemlich bescheuert vor und versucht, dieses Gefühl irgendwie weg zu argumentieren. Ja und dann ging diese Entscheidung ja auch nicht nur mich allein etwas an: Was würde mein Mann zu diesen Gedanken sagen? Würde er sie verstehen, würde er mich für verrückt halten, würde er sauer sein? Ich meine, wann und wie sagt man denn so etwas? ‚Schatz, das Abendbrot schmeckt wirklich super! Ach… und ich glaube, ich möchte das Haus wieder verkaufen.‘?
Und so behielt ich diese Gedanken noch einige Wochen für mich, bis eines Abends alles aus mir heraus brach. Ich war zu dieser Zeit allgemein ziemlich unglücklich – meine Arbeit nervte mich extrem, unsere Tochter brachte mich immer öfter an den Rand des Wahnsinns (heute bin ich sicher, dass dies nicht an ihr sondern an meiner Unzufriedenheit mit Job und Haus lag) und die Zweifel am Haus gaben mir den Rest.
Es sprudelte an diesem Abend also alles aus mir heraus und auf meinen ahnungslosen Mann herein. Als ich es ausgesprochen hatte, machte ich mich auf fassungsloses Schweigen gefasst, doch stattdessen bekam ich Verständnis und Zustimmung zu hören. Ich war so unfassbar erleichtert, aber auch etwas ’schockiert‘. Wir hatten beide unabhängig von einander diese Gefühle und Gedanken, wir hatten sie uns gegenseitig verschwiegen aus Angst, dass der andere sie nicht teilen würde, wir hatten uns Wochen lang jeder für sich Sorgen gemacht. Völlig grundlos, wie wir nun bemerkten.
Ich denke, ihr könnt euch vorstellen, was für ein tolles Gefühl das für uns beide war. Zu wissen, dass man sich bezüglich eines so bedeutenden Themas mit dem Partner einig ist, nimmt einem schlagartig so viel Last von den Schultern. Aber leider nicht komplett… Denn hinzu kam, dass meine Eltern uns bei der Umsetzung unseres vermeintlichen Traumes wirklich enorm unterstützt haben. Organisatorisch wie finanziell. Und nun waren da unsere Gedanken und Gefühle und damit natürlich auch die große Angst, meine Eltern damit zu enttäuschen und zu verletzen.
Außerdem wäre es mit zwei Hunden sowieso schier unmöglich, ein anderes Zuhause zu finden. Und so nahmen wir die Gedanken zwar an, verschoben sie aber auf ’später‘. Manches geht eben nicht sofort. Und es ist doch auch wirklich schön hier, es ist doch wirklich ein großartiges Zuhause. Objektiv betrachtet… Dass dieses Haus subjektiv betrachtet allerdings tatsächlich ’nur‘ ein Haus, aber nicht mein Zuhause ist und wir uns eines Tages wirklich von ihm trennen würden, wurde mir noch einmal klar, als mein Herzhund am 25. April diesen Jahres viel zu jung verstarb und meine Mutter mich fragte, was wir mit seinem Körper machen würden. Ich konnte nicht direkt entscheiden, was genau ich mir vorstellte, aber eines wusste ich sofort: Auf diesem Grundstück würde ich ihn nicht begraben, denn dann müsste ich ihn eines Tages hier zurücklassen.
Der plötzliche Tod meines Herzhundes veränderte alles. Er veränderte unsere Familie physisch, aber auch mental, er rüttelte mich wach und schrie mir ins Gesicht, er erinnerte mich daran, dass das Leben zu kostbar ist, um unsere Gefühle zu unterdrücken und unsere Vorhaben auf ’später‘ zu verschieben. Es gibt keine Garantie auf ein ‚Später‘. Wenn wir mit unserem Leben auf irgendeine Art unzufrieden sind, dann müssen wir das angehen. Und zwar jetzt! Wenn uns irgend etwas in unserem Leben unglücklich macht, dann müssen wir uns davon trennen. Und zwar jetzt! Wenn wir tief in uns drin eine kleine Flamme entdecken, dann müssen wir sie schüren. Und zwar jetzt! Ganz egal, was andere darüber denken. Was natürlich nicht bedeutet, dass wir auf die Gefühle anderer keine Rücksicht nehmen. Aber letzten Endes müssen wir unseren persönlichen Weg gehen und können nur darauf hoffen, dass unsere Liebsten uns dabei unterstützen.
Dass meine Eltern mich immer bedingungslos unterstützen würden (selbst wenn sie manche Entscheidungen vielleicht nicht immer auch persönlich nachvollziehen können), dessen war und bin ich mir sicher und dafür bin ich wirklich unendlich dankbar. Dennoch habe ich mir vor der ‚Beichte‘ ihnen gegenüber noch einmal so richtig ins Hemd gemacht. Ich glaube, ein ganzes Gebirge ist mir danach mit einem lauten Krawumm vom Herzen gefallen. Ja… es ist schon eigenartig. Man kann ausziehen und in anderen Städten leben, man kann ein Kind bekommen, 30 werden und heiraten… Da gibt es diesen kleinen Teil in dir, der immer das Kind bleibt, das sich nichts mehr wünscht als von den Eltern verstanden und unterstützt zu werden und nichts mehr fürchtet, als sie zu enttäuschen.
Zum Glück stehen meine Eltern auch bei dieser Entscheidung hinter uns. Sie im Boot zu haben, war uns wirklich sehr wichtig und so können wir nun erleichtert und vorfreudig unseren Weg gehen…
Der Titel dieses ersten Blogbeitrages steht nämlich nicht nur allein für den Start eben diesen Blogs sondern in erster Linie vor allem für den Neustart, den meine Familie und ich gerade angehen. Und so werden wir in genau 5 Tagen das Feld hier räumen und unser Leben ein wenig runterfahren. Back to ‚Basic‘, sozusagen. In 5 Tagen tauschen wir 228 qm Eigenheim gegen 91 qm Mietwohnung und 923 qm Garten gegen 10 qm Balkon. Vielleicht klingt das für einige oder viele von euch immer noch verrückt. Für uns fühlt es sich großartig an! Nicht zuletzt, weil diese Entscheidung mittlerweile auch weitere aufregende Pläne nach sich gezogen hat. Aber dazu erzähle ich euch ein anderes Mal mehr, wenn ihr mögt…